PINK WALK
EXPERTEN TALK
mit Ines Pfeffer
Ines Pfeffer forscht und lehrt an der Schnittstelle von Sportwissenschaft, Sportpsychologie und Gesundheitswissenschaft. Insbesondere die Erforschung motivationaler und volitionaler Faktoren der regelmäßigen Sportteilnahme sowie der Determinanten erfolgreicher Verhaltensänderung gehören zu ihren Forschungsinteressen. Aktuell hinterfragt sie vor dem Hintergrund aktueller dualer Prozesstheorien die Rolle automatischer und reflektiver Prozesse bei der Aufnahme und Aufrechterhaltung regelmäßiger körperlicher Aktivität. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit Interventionsmethoden zur Förderung gesunder Gewohnheiten im Alltag und erforscht Effekte regelmäßiger körperlicher Aktivität auf psychische Gesundheitsparameter.

Ines Pfeffer - Professorin für Medizinpädagogik (Gesundheitswissenschaften) an der MSH Medical School Hamburg
Teil 1: Warum Bewegung uns guttut – körperlich und seelisch
Ein Gespräch über die Kraft der Bewegung, ihre Wirkung auf unser Wohlbefinden – und was hilft, wenn sie im Alltag zu kurz kommt
Bewegung kann heilen, stärken und ausbalancieren – sie ist weit mehr als nur ein Ausgleich zum Sitzen. Sie wirkt im ganzen Körper, beeinflusst unsere Stimmung, unsere Gesundheit und sogar unsere Beziehungen. Doch warum tut sie uns eigentlich auf so vielen Ebenen so gut?
Im ersten Teil unseres Interviews erklärt Dr. Pfeffer, warum Bewegung wie ein echtes Wundermittel wirkt – wissenschaftlich fundiert und ganz lebensnah. Sie spricht über die messbaren Effekte auf Körper, Psyche und soziale Gesundheit, die Rolle von Bewegung in stressigen Zeiten und darüber, woran sie selbst merkt, wenn sie zu wenig in Bewegung ist.
Was macht körperliche Aktivität aus Ihrer Sicht so besonders – warum tut sie uns auf so vielen Ebenen gut?
Ines Pfeffer: „Unser Körper ist nicht dafür gemacht, den ganzen Tag zu sitzen. Unser heutiger Lebensstil und Alltag sind darauf ausgerichtet, sich in der Freizeit so wenig wie möglich zu bewegen. Wir fahren mit dem Auto oder der Bahn, nehmen die Rolltreppe oder den Aufzug, sitzen vor dem Computer oder dem Handy und erholen uns abends auf der Couch von einem anstrengenden Tag. Dieser inaktive Lebensstil hat eine Reihe von negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit.
Wenn wir dagegen in der Freizeit körperlich aktiv sind, können wir die Gesundheitsrisiken, die mit einem inaktiven Lebensstil verbunden sind, wieder ausgleichen und unsere Gesundheit sogar auf verschiedensten Ebenen stärken. Die Vielzahl an existierenden Bewegungsformen und Sportarten haben unterschiedlichste Effekte auf unsere Gesundheit.
Es gibt umfangreiche wissenschaftliche Evidenz dafür, dass regelmäßige Bewegung positive Effekte auf:
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die körperliche Gesundheit (z. B. Herz-Kreislauf-System, Stoffwechsel, Muskel- und Skelettsystem, Krebserkrankungen, Immunsystem),
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die psychische und neurologische Gesundheit (z. B. Stimmung, depressive Symptome, Ängstlichkeit, Kompetenzerleben, Gehirngesundheit)
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sowie die soziale Gesundheit (z. B. Gemeinschaftserleben, Verbundenheit mit anderen, soziale Unterstützung, gesellschaftliche Teilhabe)
haben kann.
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Leider hat die körperliche Aktivität, die wir in einigen Berufen im Rahmen der Berufstätigkeit ausüben (z.B. Gesundheitswesen, Gastronomie) aber nicht den gleichen positiven Effekt auf die Gesundheit wie Aktivitäten, die wir in der Freizeit ausführen. Im Beruf stehen wir häufig unter Stress und können Erholungsphasen nur unzureichend einhalten, was die positiven Effekte auf die Gesundheit untergräbt.
Bewegung kann nicht nur fit machen, sondern auch das seelische Wohlbefinden stärken. Was weiß man aus der Forschung darüber, wie Bewegung zum Beispiel gegen Stress, Anspannung oder schlechte Stimmung helfen kann?
Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Bewegung Ihnen persönlich besonders geholfen hat – zum Beispiel in einer schwierigen Zeit oder als Ausgleich zum Alltag?
Ines Pfeffer: „Besonders in stressreichen Zeiten hilft mir Bewegung in Form von Yoga oder Joggen in der Natur dabei, den Kopf freizubekommen. Ich fühle mich sofort besser. Wenn ich es mal nicht schaffe, regelmäßig aktiv zu sein, merke ich das außerdem schnell an verschiedenen Beschwerden, wie Rücken-, Nacken- und Gelenkschmerzen oder auch an einer inneren Unausgeglichenheit und Energielosigkeit. Spätestens dann weiß ich, dass ich wieder etwas für mich tun und Bewegung eine Priorität geben muss.“
Neugierig auf mehr?
Bewegung tut uns gut – aber warum fällt es oft so schwer, dranzubleiben?
Im zweiten Teil unseres Gesprächs mit Dr. Pfeffer geht es darum, wie wir Bewegung wirklich nachhaltig in unseren Alltag integrieren können. Sie erklärt, warum gute Vorsätze oft scheitern, welche Rolle Routinen spielen – und wie wir es schaffen, auch in stressigen Phasen aktiv zu bleiben.
